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Herausforderung Unternehmensführung


Interview mit IMADEC Prof. William D. Guth, PhD


Prof. Guth – Sie unterrichten seit mehr als 30 Jahren Strategie und Leadership. Wie sollten Ihrer Meinung, die Führungskräfte auf die aktuelle Krisensituation reagieren?

Krisen und die Auswirkungen daraus sind natürlich herausfordernd. Jedoch sind die Auswirkungen in den seltensten Fällen absolut und auf alle Unternehmen negativ – es gibt auch durchaus Organisationen, die daraus Vorteile ziehen können. Viele Führungskräfte versuchen ihre Unternehmen „winterfest“ zu machen, d.h. den Kopf einziehen und warten bis der Sturm vorüber ist. Das Problem ist dabei, wenn alle das tun, geht bald gar nichts mehr. Jeder Krise ist eine Form des Extremen vorangegangen. Die Korrektur der extremen Erscheinungsformen (IT, Immobilien und deren dazugehörenden Verhaltensweisen) wird als so negativ eingestuft, dass das Denken der meisten in eine Art Krisenstrudel gerät.

Ständig hat man nur mehr Negativszenarien im Kopf. Das ist genauso problematisch wie vorher, als man nur Positivszenarien z.B. ständiges und konstantes Wachstum vor Augen hatte und entsprechend unverhältnismäßig handelte.

Die tatsächliche Kur ist Realitätssinn und mehr Rationalität.

Wichtig ist bei all dem eine grundsätzlich positive, wenn auch realistische Haltung gegenüber der Zukunft, um handlungsfähig zu bleiben. Wenn ich ständig Untergangsszenarien vor Augen habe, schränkt das die Kreativität und Motivation massiv ein – nicht nur bei Mitarbeitern sondern auch bei einem selbst. Sich gedanklich in ständigen Weltuntergangsszenarien zu versenken, ist ebenso unverantwortlich wie das Gegenteil.

Es ist also wichtig, die eigene negative Emotionalität zu überwinden – gerade als Führungskraft mit Verantwortung ist das essentiell.

Ja, es gibt viel zu tun – aber man kann es schaffen, wie all die Jahre davor. Manchmal braucht es dazu eine Perspektivenerweiterung und ein Hinterfragen alter Paradigmen. Sie kennen ja die Problematik, wenn man stets das Gleiche tut und trotzdem alternative Ergebnisse erwartet. Im allgemeinen ändern sich die Rahmenparameter nicht so maßgeblich, dass diese Erwartungshaltung zu rechtfertigen wäre.

Praktisches Beispiel aus meiner Lehrtätigkeit in Amerika: viele meiner MBA-Studenten haben Probleme damit, gewisse amerikanische Prinzipien kritisch zu hinterfragen und deren Anpassung auf aktuelle Gegebenheiten vorzunehmen wie z.B. den gesamten Themenbereich der Social Responsiblilty. Dieser Bereich hat für viele US-amerikanische Studenten nur insofern eine Relevanz, wenn es direkt und innerhalb kürzester Zeit zum unternehmerischen Gewinn beiträgt.

Es ist schwierig, hier Wert einer systemweiten Betrachtungsweise bei rein unternehmerischen Themen zu vermitteln.

Gerne führe ich das Beispiel Dänemark als gelungene Volkswirtschaft an. Die Reformaktivitäten und der daraus abgeleitete Erfolg für die gesamte Volkswirtschaft von Dänemark sind für diese Studenten sehr schwer nachvollziehbar und verständlich.

Die Idee von höheren Steuern und allem damit verbundenen unterliegt in den USA aufgrund der verfestigten Werte fast schon einem Denkverbot.

Daher werden Gedanken außerhalb der standardisierten Vorgehensweisen nicht genügend gewürdigt bzw. werden sogar als absurd angesehen. Damit beraubt man sich jedoch aber seiner Kreativität und neuer Lösungen. Am Ende geht es aber genau um diese Frage: wie will ich eine bessere Zukunft erschaffen? Das ist eine Frage, die sich sowohl Europa als auch die USA stellen müssen und Antworten jenseits der bisherigen Lösungen sind notwendig.

Denkverbote oder ideologische Beschränkungen sind da sicherlich eher problematisch als hilfreich.

Gerade bei den Themen „Strategie“ und „Leadership“ geht es um die Fähigkeiten jenseits der eigenen Komfortzone – egal ob persönlich oder ideologisch - Antworten und Lösungen zu entwickeln, die länger als ein Quartal für Finanz-analysten hält. Unbenommen ist dies in der heutigen Zeit mit der unverhältnis-mäßigen Dominanz des Finanzsektors sehr schwer.

Europa hat bezüglich Nachhaltigkeit ideologisch natürlich einen Vorteil, weil diese Idee kulturell mehr anerkannt ist als in den USA. Möglicherweise nutzt Europa die eigenen Stärken und Möglichkeiten viel zu wenig. Europa sollte sich meiner Meinung nach daran erinnern, dass die EU auf Basis der Erfahrungen aus zwei Weltkriegen geboren wurde. Es ist gelungen - nach so vielen Jahren des Krieges und des Leidens – endlich Stabilität und Frieden nach Europa zu bringen.

Ich persönlich war schon überrascht, dass es überhaupt eine Einigung zwischen Frankreich und Deutschland bei der Gründung der Wirtschaftsgemeinschaft gegeben hat. Noch mehr bin ich verblüfft, dass diese – viele Jahrhunderte äußerst problematische und kriegsbelastete – Nachbarschaft die letzten 60 Jahre so gut funktioniert hat. Europa arbeitet zum ersten Mal in seiner langen Geschichte auf so konstruktive und kooperative Art und Weise zusammen.

Natürlich gibt es noch Schwächen – aber wie gesagt, in Relation gibt es die Zusammenarbeit erst sehr kurz und daher gibt es noch viel zu tun. Viele junge Europäer haben vergessen, was Krieg und seine Konsequenzen für ein Land bedeuten und wissen vielleicht zu wenig diesen lang anhaltenden Frieden zu schätzen.

Diese Errungenschaft des Friedens und der Stabilität sind es wert, dass man sich bemüht und miteinander Lösungen findet. Der Blick auf das Gemeinsame und weniger auf das Trennende ist der Weg zum Erfolg - dies gilt sowohl für Unternehmen als auch für Staaten. Als europäischer Manager oder Unternehmer ist es daher wichtig, sich wieder den Stärken zu besinnen und diese gemäß den aktuellen Rahmenbedingungen neu umzusetzen.

Ich bin überzeugt, dass Wissen, Erfahrung und die richtige Menge Mut zu einem neu gestärkten Europa führen können. Gemäß dem Sprichwort: der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.
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