Site logo
Site logo
Site logo
Site logo
  • Default
  • Blue
  • Green
  • Red
  • Black
myExtraContent1 (only enabled when style-switcher is on)
myExtraContent2 (only enabled when clock bar is on)
myExtraContent5 (reserved for mega-menu navigation option)
myExtraContent7
myExtraContent8 (only enabled when header search bar is on)
myExtraContent9
myExtraContent10 (used for the content of a second sidebar container)
myExtraContent11

Karl Habsburg-Lothringen, MBA, MLE, LL.M.

myExtraContent12

DIE RETTUNG VON KULTURGÜTERN IN KRIEGSGEBIETEN


Karl Habsburg-Lothringen gibt Einblicke in die Arbeit von Blue Shield



Karl Habsburg-Lothringen, MBA, MLE, LL.M. ist als Enkel des letzten Österreichischen Kaisers und König von Ungarn der wohl bekannteste IMADEC-Absolvent. Ebenso bekannt ist sein politisches Engagement in der Paneuropabewegung sowie seine Mitgliedschaften in diversen Orden des Hochadels.
Weniger bekannt hingegen dürfte sein leidenschaftliches Engagement in Sachen Rettung von Kulturgütern in Krisengebieten sein. Aus diesem Grund sprachen wir mit Ihm über die Organisation Blue Shield und ihrer Zielsetzungen und Aufgaben.
Herr Habsburg, können Sie für unsere Leser kurz die Organisation Blue Shield vorstellen?

Blue Shiel ist im Prinzip das Äquivalent vom Roten Kreuz, nur eben für Kulturgüter. Die Wurzeln liegen in der Haager Konvention von 1954, wo man anlässlich des zweiten Weltkrieges festgestellt hat, dass auch Kulturgüter im Fall von bewaffneten Konflikten geschützt gehören und so wurde die Organisation Blue Shield mit dem blauweißen Schild als Symbol ins Leben gerufen.
Jedoch blieb es lange Zeit beim guten Vorsatz, da einfach die Mittel zur Durchsetzung fehlten. Man darf nicht vergessen dass Organisationen wie die UNESCO bei bewaffneten Konflikten so gut wie keine Mittel zur Durchsetzung hat: sie kann Stellungnahmen abgeben, Proteste verfassen, auf Missstände hinweisen, aber faktisch kann sie keines ihrer Anliegen auch durchsetzen.
Erst mit dem zweiten Zusatzprotokoll der Haager Konvention, in dem 1999 festgelegt wurde, dass der Missbrauch von Kulturgütern bei bewaffneten Konflikten – sowohl bei zwischenstaatlichen als auch innerstaatlichen - ein krimineller Akt ist und die Schaffung des internationalem Strafgerichtshofs in Den Haag, gab es auch ein Mittel der Durchsetzung. Seit dieser Zeit funktioniert die Arbeit von Blue Shield, den Umständen entsprechend, recht gut.

Wie ist es zu Ihrem Engagement bei Blue Shield gekommen?

Was mich schon immer interessiert hat, ist der Bereich Minderheitenschutz. Ich habe mich schon immer für ethnische Minderheiten, die aufgrund von Ressourcen- oder Wissensmangel keine eigene Vertretung haben, eingesetzt und diese beraten. Ich habe die Minderheiten bei den Menschenrechtssitzungen der Vereinten Nationen vertreten und mich im Rahmen meiner Tätigkeit als Menschenrechtssprecher der EVP im Europäischen Parlament engagiert.
All diese Minderheiten besitzen ein eigenständiges Kulturgut, welches für uns alle schützenswert sein sollte, da es auch unser Kulturgut ist. Jedes Mal wenn eine Minderheit massiv unterdrückt oder gar ausgelöscht wird, ist auch ein Großteil ihrer Kulturgüter unwiederbringlich verloren. Und hier etwas dagegen unternehmen zu können, war der eigentliche Anreiz mich auch bei Blue Shield zu engagieren.
2003 kam es zur UNESCO Konvention zum Schutz der immateriellen Kulturgüter. Obwohl dieser Begriff im asiatischen Raum weit verbreitet und gut definiert ist, konnte bei uns damals kaum jemand etwas damit anfangen. In unseren Breitengraden denkt man bei Kulturgütern immer zuerst an Museen, Gebäude, archäologische Ausgrabungsstätten, Sammlungen und Archive. Da aber der immaterielle Bereich wie zum Beispiel die Sprache, Musik, Bräuche, Volkskunst, indigene Medizin, etc. einen noch größeren Bereich darstellt, war diese Konvention ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Durch meine 20jährige Arbeit mit verschiedenen Volksgruppen hatte ich natürlich eine gewisse Sensibilisierung für dieses Gebiet und wurde von verschiedenen Seiten gebeten mich der Umsetzung dieses Themas anzunehmen, zu interpretieren bzw. zu definieren. Über diese Arbeit bin ich dann zum militärischen Kulturgüterschutz gekommen. Als ehemaliger Militärpilot habe ich dann die Funktion des Kulturgüterschutzes Offiziers beim Österreichischen Bundesheer erhalten und 2008 wurde Gründungspräsident der Blue Shield Föderation.

Nun haben wir in Österreich seit dem zweiten Weltkrieg ja Gottseidank keine bewaffneten Auseinandersetzungen mehr. Widmet sich das Österreichische Nationalkomitee von Blue Shield hier anderen Aufgaben?

Österreich ist ein leuchtendes Beispiel, weil unser Land den Kulturgüterschutz bei bewaffneten Konflikten am längsten betreibt, obwohl wir seit 1945 keinen bewaffneten Konflikt mehr hatten. Aber gerade deshalb konnten wir den Kulturgüterschutz so etablieren und weiterentwickeln, dass der mittlerweile ein echter Exportartikel geworden ist. Man darf nicht vergessen, dass sehr viele österreichische Soldaten bei internationalen Konflikten im Rahmen der Vereinten Nationen zur Friedensschaffung und -erhaltung im Einsatz sind. Es bedarf natürlich eines klaren Auftrags um hier den Kulturgüterschutz auch umzusetzen. Und dafür braucht es Ausbildung, Training und eine politische Lobby. Mittlerweile ist es mir gelungen auch über das Militär zum Kulturgüterschutz beizutragen.

2011 waren Sie als Projektleiter bei den Konflikten in Ägypten und in Libyen vor Ort. Was waren die Primärziele von Blue Shield und was konnten Sie erreichen?

Damals überlegten wir, wie man die Ziele von Blue Shield am besten umsetzen kann. Beide Länder haben einerseits eine unheimliche Kulturdichten und andererseits gleichzeitig ein großes Unverständnis für deren Bedeutung.
In Ägypten war eines der Probleme, dass sich die Polizei, die auch für den Schutz sämtlicher Ausgrabungsstätten verantwortlich ist, selbst aufgelöst hatte. Das führte natürlich zu Plünderungen, Zerstörungen und zum Einbruch im Ägyptischen Museum in Kairo. Aus den Erfahrungen im Irak wussten wir, dass sich die gesamte mediale Aufmerksamkeit ausschließlich auf den Einbruch ins Museum richten würde, aber all die anderen wichtigen Kulturgüter nicht weiter interessierten. Dies musste natürlich verhindert werden. Deshalb bin ich mit einem Team nach Ägypten geflogen. Das Team bestand ausschließlich aus Mitgliedern die entweder wie ich eine Militärische Ausbildung oder einen Archäologischen Background hatten, oder Spezialisten der Ägyptologie sind. Wir hatten schon die erforderlichen Kontakte zum Ägyptischen Militär und die Genehmigungen uns von der Situation vor Ort zu überzeugen. Unser Fokus galt dem Großraum Kairo, wo wir Schäden dokumentiert haben bzw. unsere Hilfe anboten um vorhandene Kulturgüter sicherer zu verwahren.
Zu der Zeit hat sich auch schon der Krieg in Libyen abgezeichnet und wir starteten dort unser nächstes Projekt. In Libyen haben wir erstmals – was mittlerweile zum Standard geworden ist – eine sogenannte No-Strike-List für Kulturgüter erstellt. Beim Militär ist es üblich vor Beginn von Bombardements Ziele festzulegen, die auf keinen Fall bombardiert werden dürfen. In der Regel handelt es sich dabei um humanitäre Einrichtungen wie Krankenhäuser, diplomatische und industrielle Einrichtungen oder wichtige Verkehrsknotenpunkte die auch nach dem Krieg unversehrt bleiben sollen. In unserem Fall handelt es sich, ganz nach der Haager Konvention, um Museen, Ausgrabungsstätten und – ganz wichtig – Archive.
Archive werden meistens nicht als Kulturgüter erkannt, obwohl sie oft der mit Abstand sensibelste Punkt einer Kultur sind. Gerade wenn es um ethnische Konflikte geht, kommt den Archiven eine wichtigere Rolle als z.B. einem Museum zu. Mit der Vernichtung der Archive und damit aller Aufzeichnungen, kann eine gesamte Kultur bzw. die Identität einer ethnischen Volksgruppe mit einem Schlag für immer ausgelöscht werden.
Unsere Aufgabe war es, nach der Klassifizierung der unterschiedlichen Kulturgüter durch unsere Akademiker, diese Liste fürs Militär aufzubereiten und bei den verantwortlichen Stellen als No-Strike-Liste unterzubringen. Die erste Reaktion bei den Militärs war eine Mischung aus Ablehnung und Unverständnis. Nach langen Erklärungen konnten wir allerdings Verständnis für unsere Absichten erzielen. Die Listen wurden angenommen und man hat sich weitestgehend daran gehalten. Es wurden – Dank unseres Engagements - tatsächlich nur wenige Kulturgüter zerstört.
Aufgrund dieses Erfolges wurden wir bald von anderen Ländern gebeten, uns der Erstellung von No-Strike-Listen für Kulturgüter zu widmen.

Welche Länder sind das?

Zum Beispiel Syrien. Wobei Syrien aufgrund seiner extrem hohen Kulturdichte eine besondere Herausforderung darstellt. In Libyen befinden sich die meisten Kulturgüter entlang der Küste, d.h. sie sind geographisch auf ein relativ kleines Gebiet konzentriert und beschränken sich auf die römische, griechische und punische Kultur.
Syrien war hingegen ein, wenn man so will, kulturelles Durchzugsland in dem von der Zweistromzeit bis zur Muslimischen Kultur alle Kulturen vertreten sind. Dies erschwert unsere Arbeit erheblich, da wir mit unseren beschränkten Ressourcen nicht alles katalogisieren können und wir hier eine Auswahl treffen müssen. Wir holen uns hier die Unterstützung von lokalen Experten wie Archivare, Archäologen, Restaurateure, etc. um die wesentlichen Objekte zu erfassen.
Auch den Militärs können keine Listen mit tausenden von Objekten vorgelegt werden; wir müssen uns auch deswegen auf eine überschaubare Anzahl einigen. Die Kontrolle der Umsetzung ist ebenso schwierig. Militärs sind per se „Geheimniskrämer“ und wir wissen nicht, wie sehr man sich an unsere Vorschläge hält. Aber es ist wichtig, dass es diese Listen gibt, dass sie durch gutes Lobbying bzw. durch PR-Arbeit allgemein bekannt sind und sie bei den verantwortlichen Stellen vorliegen.

Versuchen Sie trotzdem nach einer bestimmten Zeit zu kontrollieren, was Ihre Arbeit gebracht hat?

Ja. Gerade in Libyen haben wir uns nach Beendigung des bewaffneten Konflikts davon überzeugt, was beschädigt wurde bzw. ob unsere Arbeit etwas gebracht hat.
Ich bin allerdings der Meinung, dass wir unser Engagement in einem Land immer so kurz wie möglich halten sollten. Wir konzentrieren unsere Arbeit in der Anfangsphase eines bewaffneten Konflikts, wo es um rasches Handeln geht: die Auswahl und Dokumentation der Kulturgüter, das Erstellen der No-Strike-Listen, das Implementieren bei den Militärs und Training und Lobbying für/bei den Menschen vor Ort. Nach der Beendigung eines Konfliktes, sollte unsere Aufgabe ebenfalls beendet sein. Natürlich gibt es nach einer bewaffneten Auseinandersetzung noch weiter Probleme wie wir sie jetzt in Ägypten sehen. Aber wir müssen uns leider auch nach unseren Ressourcen richten und die reichen zurzeit nicht für ein vernünftiges, dauerhaftes Monitoring.

Zum Thema Ressourcen: Wie finanziert sich Blue Shield und wie viele Mitglieder hat die Organisation?

Wir haben ausschließlich institutionelle Mitglieder und keine Individuen, weil das in unserer Struktur nicht vorgesehen ist. Blue Shield ist eine Föderation aus nationalen Komitees und diese bestehen aus Vertretern der fünf großen Dachorganisationen: ICOM für die Museen, ICOMOS für Ausgrabungen und Monumente, ICA für Archive, IFLA für Bibliotheken und Archive und die CCAAA für Audio Visuelle Archive. Aus diesen Dachorganisationen beziehen wir auch unsere Fachressourcen für die Einsätze vor Ort.
Wenn wir von Manpower sprechen, sind das nur wenige Menschen. Wir sind zehn Personen im Vorstand und die Experten auf die ich bei Außeneinsätze zurückgreifen kann, kann ich nicht wirklich beziffern. Es handelt sich aber um eine kleine Gruppe: es sind Akademiker, die Experten auf ihrem Gebiet sein müssen und eine militärische Ausbildung aufweisen müssen. Nicht zu vernachlässigen ist das Thema der Staatsangehörigkeit. Ich kann bestimmte Staatsangehörige (z.B. USA) zu bestimmten Konflikten einfach nicht mitnehmen. Da steht Österreich als neutrales Land ganz hoch im Kurs. Die genannten Anforderungen schränken den möglichen Kandidatenkreis allerdings enorm ein.
Was die Finanzierung betrifft so arbeiten wir alle pro bono. Wir bekommen eine strukturelle Unterstützung von Den Haag, da wir aus der Haager Konvention entstanden sind. Ansonsten muss jedes Projekt einzeln finanziert werden. Hierfür wenden wir uns an Partnerstädte oder Stiftungen die unsere Anliegen unterstützen. Hierbei ist schnelle Hilfe natürlich besonders von Nöten. Wenn ein bewaffneter Konflikt einmal ausgebrochen ist, muss rasch reagiert werden, bevor große, irreparable Schäden entstehen.
Die Organisation wächst ausschließlich durch die Gründung von Nationalkomitees. Derzeit haben wir in 40 Staaten nationale Komitees im Einsatz und wir arbeiten daran, dass es mehr werden. Aber meistens werden die Gründungen durch beginnende oder bestehende Konflikte gepusht. Unsere Aufgabe ist es dann die Zusammenarbeit mit den Dachorganisationen sicherzustellen.

Wie viel Zeit bleibt Ihnen neben all Ihren anderen Engagements für Blue Shield?

Die Aufgaben von Blue Shield sind eine große Passion von mir. Dementsprechend viel Zeit widme ich diesem Engagement. Der tatsächliche Aufwand richtet sich natürlich nach konkreten Anlassfällen und dafür nehme ich mir dann die nötige Zeit. Die beiden Projekte in Ägypten und Libyen haben 2011 meine ganze Aufmerksamkeit geforderten.

Wo sehen Sie die Herausforderungen für Blue Shield in der Zukunft?

Leider werden die Konflikte in der Zukunft weiter zunehmen. Die Anforderung an Blue Shield heißt deshalb in Ausbildung, Vorbereitung und Implementierung zu investieren. Deshalb besuchen unsere Fachleute viele internationale Kongresse und Trainingsseminare von der UNESCO oder dem internationalen Komitee des Roten Kreuzes und arbeiten daran, möglichst viele Staaten zur Ratifizierung von humanitärem Völkerrecht zu bewegen. Das Hauptaugenmerk muss vor dem Konflikten liegen. Denn wenn der Konflikt erst einmal ausgebrochen ist, kann es schon zu spät sein.

Unsere abschließende Frage: Sie haben an der IMADEC nicht nur das Executive MBA sondern auch das LL.M und MLE-Studium erfolgreich absolviert. Was war Ihre Motivation dafür?

Ganz egal wo man beruflich steht, ob in einer klassischen Management Position, im NGO Bereich oder einer politischen Funktion, helfen diese Studien seine Soft-Skill zu verbessern: also, wie man sich auf dem internationalem Parkett bewegt, besseres Verständnis für andere (Business)Kulturen zu entwickeln und sich deshalb wesentlich besser im internationalem Umfeld zu bewegen. Das zweite Motiv war das Verständnis für wirtschaftliche Abläufe, was ich ebenfalls in allen Bereiche für sehr wichtig halte. Und IMADEC bietet auf beiden Gebieten gezielte Schulungsmöglichkeiten mit einer internationalen Fakultät.
Wir danken für das interessante Gespräch!

myExtraContent13
myExtraContent15
 
...